Welcome to America

WelcomeAn der Grenze zu Kanada – © Knut Hildebrandt

Was an der Grenze abging war wenig erfreulich und machte Tyler sogar richtig gehend wütend. Ich blieb da etwas gelassener, denn mir war ja von vornherein klar gewesen, daß wir nicht einfach so durchgewunken werden. Nicht mit einem Ausländer im Gepäck. Allerdings hatte ich nicht mit dem Theater gerechnet, das uns hier erwartete. Normaler Weise werden einem bei der Einreise in die Staaten ganz freundlich ein paar Fragen zum wohin und warum gestellt, man darf einmal nett in die Kamera lächeln und noch die Pfötchen kurz auf den Scanner legen. Und das war’s dann auch schon. So lief es zumindest bisher immer bei mir ab.

Leicht anders sah das Procedere hier an der Grenze zu Kanada aus. Die Schlange war zwar bei weitem nicht so lang, wie ich es von meinen Ankünften mit dem Flieger kenne. Dafür zog sich die Abfertigung um so mehr in die Länge. Zum Glück mußten wir uns nicht an die lange Schlange anstellen, sondern an die, wo nur zwei Leute vor uns warteten.

Uns gegenüber saßen ein halbes Dutzend grimmig dreinschauende Officer. Wenn diese nicht gerade grummlig auf einen vor ihnen stehenden Einreisewilligen einredeten, starrten sie ohne eine Miene zu verziehen auf ihre Computerbildschirme. Das kann Mensch ganz schön beschäftigen und dauert dann auch schon mal ein Weilchen.

Verhört und gefilzt wie ein Schwerverbrecher

Als die Reihe endlich an uns war, wurde zuerst Tyler befragt. Der Beamte wollte wissen, woher er mich kenne und warum er mit mir unterwegs sei. Und das alles in einem Ton, den ich nicht gerade als freundlich gesinnt empfand. Noch eindringlicher wurden die Fragen, als er sich mir zuwandte. Der Typ interessierte sich nicht nur dafür, warum ich in die USA reisen wolle, sondern auch wie es mir möglich sei eine so lange Reise zu unternehmen und diese zu finanzieren. Spannend wurde es, als er mein Rückflugticket sehen wollte. Da es sich um ein E-Ticket handelt, hatte ich es natürlich nicht in der Tasche. Zum Glück und zu seiner großen Genugtuung konnte ich noch eine Kopie des Tickets auf meinem Handy finden.

Bevor wir dann zum Standardprocedere zurückkehren konnten, durchsuchte der Beamte noch Tylers Wagen. Wir durften es uns derweil in der Abfertigungshalle gemütlich machen und sahen nicht, was er genau tat. Wie mir erst später am Abend auffiel, hat er jede noch so kleine Tasche meines Rucksacks durchwühlt. Alle Reißverschlüsse waren offen und ich fand sogar einen Teil von Tylers Sachen in meinem Gepäck. Tyler ist sogar der Auffassung, daß der Beamte ein Käsecroissant vernascht hat, daß er sich in Vancouver für die Heimreise gekauft hatte. Die Tüte, die es hätte enthalten müssen, lag noch im Kofferraum, Das Croissant war allerdings verschwunden.