Greyhound

Es stimmt schon wenn es heiß, in den Staaten kommt nur gut herum, wer ein eigenes Auto hat. Vor allem kleinere Orte oder entlegenere Gegenden erreicht man kaum ohne ein solches. Selbst entlang der I-5, welche zwischen kanadischer und der mexikanischer Grenze alle großen Städte an der Westküste verbindet, kann man nicht jeden Ort ohne Problem mit dem Bus erreichen. Es gibt nur wenige Unternehmen, die überhaupt längere Strecken bedienen. Und das tun sie dann auch nur zwei oder drei Mal am Tag.

Greyhound - 1 © Knut Hildebrandt

Allen bekannt dürften die silbernen Greyhound Busse sein. Sie galten lange Zeit als das Symbol für das Reisen in Amerika. Wer hat nicht schon mal in einem alten amerikanischen Film gesehen, wie eines dieser elegant wirkenden Gefährte einen imposanten Busbahnhof veräßt? Heutzutage sehen die Busse nicht nur anders aus als in den alten Tagen. Sie werden auch nur noch von wenigen genutzt. Eine Freundin meinte, mit dem Bus fahren nur Menschen, die kein Geld haben. Und dem entsprechend sieht auch der Service aus.

In Eugene war das Terminal nicht mehr als eine Tordurchfahrt mit angeschlossenem Wartesaal. Alles wirkte ziemlich abgenutzt und strahlte den Charme des Busbahnhofs eines mexikanischen Provinznests aus. Auch erinnerten meine Mitreisenden nicht im Entferntesten an das junge, hippe Studentenvolk, das Eugenes Straßen bevölkert. Der einzige im Saal mit guter Laune schien der Typ hinter dem Ticketschalter zu sein. In einem Fort texte er die Leute zu und riss Witze. Für jeden hatte er einen flotten Spruch auf Lager. Mich lobte er zur Belustigung aller dafür, daß ich in der Lage war mein Ticket richtig auszudrucken. Und das mit einem Zungenschlag, der es mir schwer fallen ließ, ihn überhaupt zu verstehen.

Greyhound - 3 © Knut Hildebrandt

Der Bus enttäuschte nicht weniger als das Terminal. Von der Eleganz vergangener Tage war nichts mehr zu verspüren. Zwar bog keiner der Busse aus den alten Filmen in die Toreinfahrt ein, seine besten Tage hatte dieser allerdings auch schon vor langer Zeit gesehen. In Mexiko hätte er gut und gerne einen Zweite-Klasse-Bus abgegeben können. Auch trotz des zum Teil erheblichen Sparpotentials gegenüber den besseren Buslinien fahre ich dort aber kaum noch zweite Klasse. Die oftmals von den anderen Linien ausgemusterten Gefährte sind nämlich nicht wirklich zuverlässig und brechen gerne mal auf der Strecke zusammen. Ich hoffe, daß Greyhound zumindest in diesem Punkt etwas besser als die billigen Mexikaner abschneidet.

Was mir ebenfalls nicht so wirkliche passen wollte war der Umstand, daß es keine Nachtbusse gibt. Im besten Fall konnte ich am frühen Morgen abfahren oder spät am Abend ankommen. Die sieben Stunden Fahrt einfach des nachts im Bus durch zu schlafen war leider nicht möglich. Ich zog es dann vor, zu einiger Maßen angenehmer Zeit am späten Vormittag die Reise anzutreten. Und das sollte sich als glücklicher Umstand heraus stellen. Denn so verschlief ich nicht die atemberaubende Landschaft, durch die wir gen Süden fuhren.

Greyhound - 4 © Knut Hildebrandt

Um so weiter wir uns in Richtung Kalifornien vor arbeiteten, umso mehr erinnerte mich alles an Mexiko. Der Highway schlängelte sich entlang endloser Flußtäler durch die Berge. Nicht selten teilte er sich. Während eine Spur sich nah am Fluß an den Berg schmiegte, zog sich die andere Dutzende Meter weiter oben ihn entlang. Mit jedem gefahrenen Kilometer wurde die Landschaft trockener. Und irgendwann tauchte am Horizont ein schneebedeckter Kegel auf, Mount Shasta, der einem ganzen County, mehreren Orten und nicht zuletzt einem riesigen Staudamm seinen Namen gab. Jetzt war es nicht mehr weit bis zum Ziel. Redding lag gerade mal fünfzig Meilen südlich des Vulkans.