Ich hoffe mal, daß es mit diesem Trip nicht ganz so schräg weiter geht, wie er anfing. Allerdings hätte das natürlich auch seinen Vorteil, es gäbe dann immer etwas Lustiges zu berichten.
© Knut HildebrandtAlles begann mit einem kleinen Problem. Mein Flieger sollte kurz vor sieben in Tegel abheben. Das ist natürlich nicht gerade eine Zeit zu der ich bereits hellwach durch die Gegend stolpre, geschweige denn schon ewig durch die Stadt gegondelt sein will. Wider besseren Wissens bin ich aber nicht früh ins Bett gegangen, sondern hing noch mit Freunden bis gegen Mitternacht in einer meiner Lieblingskneipen ab. Würde ja so bald nicht mehr dort einkehren können.
Die Chancen noch ausreichend Nachtschlaf vor der Abreise zu bekommen waren somit schon arg gesunken. Erschwerend kam hinzu, daß ich zwar alles, was mit mir auf die Reise gehen sollte, bereits heraus gesucht hatte, es aber in einem riesigen Haufen neben dem leeren Rucksack auf dem Wohnzimmerboden lag. Da warteten bestimmt noch eine Stunde Packorgie und Aufräumarbeiten auf mich, die natürlich von meinem bitter benötigten Schlaf abgehen würde.
© Knut Hildebrandt„Was tun?“ fragte schon vor geraumer Zeit ein großer Gelehrter, als er vor ähnlich bedeutsamen Problemen stand. Nach getaner Arbeit mich schlafen zu legen war der Garant dafür, daß ich den Flieger verpasse. Ich mußte irgendwie sicher stellen, daß ich trotz der kurzen Nacht rechtzeitig wieder hoch komme. Das einzige was mir einfiel, war gar nicht ins Bett zu gehen. So haute ich mich bei hell erleuchtetem Zimmer und voll aufgedrehtem Radio für ein Stündchen auf die Couch und stürzte mich danach in die Arbeit.
Und es hat geklappt, allerdings mit noch nicht absehbaren Folgen. Rechtzeitig mit den letzten Handgriffen fertig geworden, verließ ich noch vor der angepeilten Zeit das Haus. In Tegel mußte dann sogar noch ein paar Minuten warten, bevor ich endlich einsteigen konnte.
© Knut HildebrandtDer Flug an sich verlief problemlos. Alle Anschlüsse klappten super und auch in Vancouver fand ich Dank Matthias‘ Tipps ohne Probleme den Weg zum Hafen, wo ich die letzte Fähre bekommen mußte. Mein Ziel war nämlich Pender Island, wo ein Freund ein Blockhaus sein Eigen nennt, in dem ich die ersten Tage nach meiner Ankunft verbringen wollte.
Was allerdings nicht so recht klappen wollte, war das Nachholen des verpaßten Nachtschlafes, denn wir flogen ja der Sonne hinterher. Und das sollte zu einem ersten Mißgeschick führen. Denn so richtig wollte es mir nicht gelingen mich auf der Fähre wach zu halten. Zu Hause in Berlin mußte ja mittlerweile bereits die Sonne aufgegangen sein und ich fühlte mich der dortigen Zeit noch mehr verbunden, als den hiesigen frühen Abendstunden. Fakt ist, ich muß irgendwie eingenickt sein und wurde von einer netten Stewardess erst kurz vor Ankunft im Hafen geweckt.
© Knut Hildebrandt„Geschafft“ dachte ich in der Hoffnung, daß Matthias mich abholen und wir dann noch gemütlich zusammen in seinem Haus plauschen würden. Nur war kein Matthias weit und breit zu sehen. Auch verschwanden die wenigen anderen Passagiere die mit mir hier angekommen waren nach und nach. Also fragte ich noch schnell jemanden, wie ich vom Hafen am besten weg komme. Nicht wenig erstaunt war ich dann allerdings, als man mir sagte, daß ich gar nicht auf Pender sei. Da hätte ich beim letzten Stopp, den ich offensichtlich völlig verschlafen hatte, aussteigen müssen. Na was für eine Überraschung.
Bereit in meinem Zelt am Strand zu nächtigen fragte ich im Terminal noch kurz nach der nächsten Fähre Richtung Pender. Diese sollte am folgenden Morgen gegen sechs gehen. Das würde es nicht gerade leicht machen, sie zu bekommen. Erst recht nicht, wenn ich irgendwo am Strand liege. Dies schien auch die nette Frau von der Fährkompagnie so zu sehen. Deshalb schloß sie mir den Warteraum wieder auf, wo ich für eine Nacht meinen Schlafsack ausrollen durfte. Lohn für die etwas ungemütliche Übernachtung war eine wunderschöne Überfahrt nach Pender Island in den frühen Stunden des nächsten Morgen.