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Nebaj – Tor zum Ixile-Dreieck

Nebaj ist ein kleines quirliges Marktstädtchen im Departement Quiché. Die Stadt an sich hat wenig Aufregendes zu bieten. Ein Spaziergang über den Markt oder der Besuch der Kirche, das ist es was Reisende hierher locken könnte. Recht wenig für den weiten Weg in diese abgelegene Gegend. Zu wenig, läge Nebaj nicht inmitten der aufregenden Bergwelt des Chuchamatan Gebirges und am Rande des Ixile-Dreiecks.

Nebel über Tal © Knut Hildebrandt

Die Stadt ist der perfekte Ausgangspunkt für die Erkundung der umliegenden Ixile-Dörfer. Die Ixiles sind eine der kleinsten Maya-Gruppen Guatemalas. In ihren abgeschiedenen Dörfern haben sie eine traditionelle Lebensweise in weitgehendem Einklang mit der Natur bewahrt. Über die Grenzen des Landes hinaus bekannt wurden die Ixiles wegen ihrer ausgefallenen Webtechnik. Nach alten Vorlagen stellen sie in Handarbeit Huipiles, farbenfrohen Umhänge, her.

Der beste Weg mehr über die Kultur der Ixiles zu erfahren, ist eine Wanderung durch die Berge um Nebaj. Nur so lassen sich einige der abgelegeneren Dörfer erreichen. Und ganz nebenbei wird man eine der beeindruckendsten Landschaften Guatemalas entdecken.

Wanderung © Knut Hildebrandt

Mit Guías Ixiles gibt es in Nebaj einen idealen Partner solche Entdeckungsreisen zu organisieren. Denn Guías Ixiles ist nicht nur ökologisch orientierter Reiseveranstalter. Sie sind auch Teil eines Netzwerkes, welches es den Menschen in den Dörfern ermöglicht, langfristig ihre Lebensbedingungen zu verbessern.

Nicola Nicola – © Knut Hildebrandt
Das zwei Blocks von der Plaza entfernte Reisebüro erinnert an einen Haushaltswarenladen. In einer großen Glasvitrine wird eine Kollektion Brillen zur Schau gestellt. Obenauf steht ein riesiger Wasserfilter. Die Schautafel hinter der Vitrine erklärt den Bau energieeffizienter Herde. “Alles Dinge die das Leben in den Dörfern verbessern helfen“, bemerkt die junge Frau hinter dem Schreibtisch und steht auf.

„Nila“, stellt sie sich vor. Dann erläutert sie mir die Tourangebote der Bergführer. Schon nach wenigen Sätzen ist mir klar: die zwei Tage dauernde Wanderung zu den entlegensten Dörfern der Region möchte ich machen. Und gleich am nächsten Morgen soll es losgehen. Früh um acht werde ich Nicola, meinen Guide, hier im Büro treffen.

Die erste Etappe unserer Wanderung führt um drei Straßenecken zu einem kleinen Busbahnhof. Noch nicht einmal richtig angekommen, sitzen wir schon in einem Kleinbus. Eigentlich könnte es jetzt losgehen. Doch wie sagte Nila: „Die Busfahrt ist Teil des Abenteuers.“ Und ich solle mich darauf einlassen. Das hieß erst einmal: Warten. Nicht bevor der letzte Sitzplatz belegt ist fährt der Bus ab. Laut hupend drehen wir dann noch eine Runde durch den Ort und sammeln weitere Fahrgäste ein.

Maya-Frauen © Knut Hildebrandt

Eine gute Stunde später haben wir die Hektik der Stadt weit hinter uns gelassen. Im Schatten riesiger Bäume schreiten wir auf einem schmalen Pfad über einen Teppich brauner Nadeln. Der intensive Duft von Tannenzapfen liegt in der Luft. Langsam schrauben wir uns in endlosen Serpentinen in ein kühles Tal hinab.

Plötzlich sind eilige Schritte und Gekicher hinter uns zu hören. Leichtfüßig überholen uns drei junge Frauen, kleine Kinder im Tragetuch auf den Rücken gebunden. Gut zwanzig Minuten später treffen wir sie wieder. Herzlich lachend sitzen sie am Wegesrand und machen Pause. Auch wir halten Rast im Tal. Ein klarer Fluss lädt hier zum Ausruhen und einem erfrischenden Bad ein.

Der Xel Der Xel – © Knut Hildebrandt

Dann beginnt der lange Anstieg nach Vilcama, welcher nur von einer kurzen Mittagspause unterbrochen wird. In Xeo kehren wir in eine kleine Gaststube ein. Die grob gezimmerte Holzhütte mit dem gestampften Lehmboden dient gleichzeitig als Krämerladen, Wohn- und Schlafzimmer. Über dem Esstisch hängt ein Regalbrett mit den zum Verkauf angebotenen Waren. In den Ecken des engen Raumes stehen Bett, Kleiderschrank und eine kleine Kommode. Und auf letzterer thront majestätisch einer der Wasserfilter aus dem Reisebüro.

gute Stube in Vicalama
Vicalama erreichen wir am frühen Abend. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit ziehen wir durch seine menschenleeren Straßen. Neben dem Schulhaus erinnern die Reste einer Bombe an die Schrecken des Bürgerkrieges. Heute dient sie dem Dorf als Kirchenglocke.

Die Nacht verbringen wir in einem der wohlhabenderen Häuser des Ortes. Seine fensterlose Wohnstube wird von einer nackten Energiesparlampe erhellt. Aus der Ecke plärrt uns ein Fernseher entgegen. Daneben blinkt eine billige Stereoanlage. Alles Luxusartikel in dieser Gegend, in der viele Häuser noch nicht einmal einen Stromanschluss haben.

In der guten Stube – © Knut
Hildebrandt

Die Hausfrau begrüßt uns mit Kaffee ganz besonderer Art. Er ist mit nur wenigen Krümeln Kaffeepulver, dafür aber umso mehr Zucker und einer guten Priese Chile gemacht. Das Gebräu ist sehr süß, äußerst scharf und wärmt gut durch. Und das ist gut so. Schon bald wird es empfindlich kalt. Denn auch dieses Haus hat keine Heizung.

Kurz nach dem Abendessen verschwinden wir in den Betten und noch vor acht Uhr wird das Licht ausgemacht. Am Morgen bin ich früh wach. Lange vor Sonnenaufgang krähen die Hähne. Wenig später fallen die Dorfköter in das Konzert ein. An schlafen ist nicht mehr zu denken. Kurz vor sechs sind wir auf den Beinen und brechen mit den ersten Sonnenstrahlen auf.

Nebel steigt auf © Knut Hildebrandt

Mit jedem Schritt den wir uns von Vicalama entfernen schiebt sich die Sonne ein Stück weiter über die Bergkette im Osten. Langsam treibt sie den Nebel aus dem Tal zu unseren Füßen. Ich halte kurz an, um das Naturschauspiel zu genießen. Dabei tief die frische Morgenluft einatmend,freue ich mich auf einen weiteren Tag im Chuchamatan Gebirge.

Aluguer – reisen wie in die Einheimischen

Kinder - São Filipe© Knut Hildebrandt

Nicht nur das Fliegen ist auf den Kapverden ein Abenteuer. Jedes Mal wenn man sich den öffentlichen Verkehrsmitteln anvertraut muß mit Überraschungen gerechnet werden.

In São Filpe zu bleiben, war nicht mein Begehr. In den Chã das Caldeiras, einen eingestürzten Vulkankrater, sollte es gehen. Dort wollte ich wandern und Gipfel erstürmen. Sparfuchs der ich allerdings bin, kam für mich natürlich keine organisierten Tour für rund hundert Euro am Tag in Frage. Also habe mich auf den Weg zum Marktplatz und die Suche nach einem Aluguer – den hiesigen Sammeltaxis – gemacht. Wer allerdings so reisen möchte, muß eine gehörige Portion Geduld mitbringen.

Das Transportmittel war bald gefunden. Mit einem Gemisch aus Englisch, Spanisch und Portugiesisch hatten wir uns auch relativ schnell auf einen zugegebener maßen günstigen Fahrpreis geeinigt. Doch das hieß noch lange nicht, daß es jetzt auch los gehen würde. Denn ich war bislang der einzige Fahrgast. Also wurde ich gebeten etwas Geduld zu haben und neben dem Kleinbus zu warten. Währenddessen drehte der junge Mann, den ich anfangs für den Fahrer gehalten hatte, noch eine kleine Runde durch den Ort.

Um meine Geduld nicht zu sehr zu strapazieren und mich womöglich als Fahrgast zu verlieren, hat er nach seiner Rückkehr erst einmal mein Gepäck verladen. Aber auch das sollte nicht heißen, daß wir jetzt abfahren würden. Denn außer mir gab es erst einen weitere Mitfahrerin.

Pickup1 - São Filipe © Knut Hildebrandt

Bald gesellte sich eine zweite Frau mit ihrem Töchterchen zu uns. Während sie sich angeregt mit mit Ihrer Sitznachbarin unterhielt, begann letztere aufmerksam das Haar des schlafenden Mädchens zu durchkämmen. Was sie dabei suchte, konnte ich nicht erkennen. In Erinnerung an gewisse Untersuchungen in der Schule überkam mich aber eine gewisser Verdacht. War ich froh, mir erst vor zwei Tage den Kopf rasieren gelassen zu haben.

So langsam ging es auf Mittag zu und ich bekam Hunger. Also drehte ich auf der Suche nach etwas Eßbarem jetzt noch eine Runde über den Marktplatz. Als ich zum Bus zurück kehren wollte, kam mir dieser dann bereits entgegen. Froh darüber, daß es endlich los geht, sprang ich an Bord.

Kirche - São Filipe Kirche von São Filipe – © Knut Hildebrandt

Doch weit gefehlt. Von Abfahrt konnte keine Rede sein. Erst einmal mußten noch einige Runden durch São Filpe gedreht werden. Dabei wurde immer mal wieder ein kleines Schwätzchen mit den Leuten am Straßenrand gehalten. Und wie durch ein Wunder gesellten sich so nach und nach weitere Mitreisende zu uns.

Als der Kleinbus bis auf den letzten Platz belegt war, mußte noch tanken gefahren werden. Allerdings war der Sprit nicht für den Aluguer gedacht. Einer der Mitreisenden brauchte unbedingt noch fünf Liter Benzin, die direkt aus der Zapfsäule in eine alte Wasserflasche gefüllt wurden. Damit aber nicht genug. Plötzlich fiel einem anderen Fahrgast ein, daß er beim Einkaufen etwas vergessen hatte. Also ging es noch einmal zurück zum Marktplatz, das Fehlende besorgen.

Garage - São Filipe © Knut Hildebrandt

Doch dann war es endlich geschafft. Dreizehn Erwachsene, vier Kinder und jede Menge Gepäck hatten neben dem Fahrer in unserem Aluguer Platz gefunden. Bei uns wäre dieser wahrscheinlich für acht bis zehn Leute zugelassen worden. Aber hier schien das kein Problem zu sein. So kommt man sich eben näher. Und daß der Nachwuchs oder das halbe Gepäck auf dem Schoß reisen, ist auf den Kapverden wohl eher normal.

Ob es wirklich zulässig war den Aluguer so voll zu stopfen, wage ich zu bezweifeln. Denn am Ortsausgang wurde es plötzlich unruhig im Bus. Vier meiner Mitreisenden mußten aussteigen. Sie fuhren mit einem Taxi weiter, welches unser Fahrer bezahlte. Fünf Minuten später sammelten wir sie dann wieder ein. Hatten sich da etwa Polizisten am Straßenrand auf die Lauer gelegt?

Pickup2 - São Filipe © Knut Hildebrandt

Dann ging es endlich wirklich los. Anfangs holperten wir über eine alte Pflasterstraße durch grüne Obsthaine am Fuße des Vulkans. Später kämpfte sich unser Aluguer die langen Serpentinen der neuen Teerstraße den Berg hinauf. Als am Straßenrand ein Schild auftauchte, welches uns im „Parque Natural Pico de Fogo“ willkommen hieß, war ich meinem Ziel ganz nah. Von dort trennten uns nur noch wenige Minuten Fahrt durch bizarre Lavafelder vom Dorf.

Von LA nach Las Vegas

Ritt durch die Wüste

Meine letzten Tage in den Staaten waren die reinste Tour de Force. In knapp drei Tagen habe ich so viel gesehen und so viel erlebt, daß mir am Ende regelrecht der Kopf qualmte. Am Dienstag Morgen sind wir aus Los Angeles abgefahren. Unser Tagesziel war das Death Valley. Andreas meinte, es seien gut vier Stunden bis dahin. Gebraucht haben wir den ganzen Tag für den Trip. Das lag vor allem an den viele kleinen Programmpunkten, die er noch eingebaut hat.

Bildstrecke Randsburg Bildserie Randsburg – © Knut Hildebrandt

Unseren ersten Stopp machten wir in Randsburg. Wenn mir schon Weaverville und French Gulch gut gefallen hatten, so begeisterte mich dieses kleine Städtchen erst recht. Es glich einem wahren Ghost Town. Früher war Randsburg mal eine Bergbausiedlung. Jetzt verfallen seine Häuser und von ihren Fassaden blättert langsam die Farbe ab. Überall stehen alte Autos, Maschinen und auch der eine oder andere Leiterwagen am Straßenrand. Vor einem Haus saßen zwei einsame Typen und unterhielten sich angeregt. Während dessen tönte aus ihrem Radio America mit „A Horse with no Name“.

Jedoch scheint Randsburg nur unter der Woche das verschlafene Nest zu sein, das wir vorfanden. Am Wochenende bevölkert es sich mit Tagestouristen. Einer der beiden berichtete von Bikertreffen, die hier regelmäßig statt finden. Auch scheint das eine oder andere Filmteam seinen Weg in den Ort zu finden. Und somit erwacht Randsburg als Touristenmagnet zu neuem Leben. Das erklärte dann auch die vielen Antiquitätenläden entlang der Hauptstraße.

Während unseres ersten Tages in der Wüste war der Himmel leicht bedeckt. Die Sonne brannte nicht gnadenlos auf uns nieder, wie ich es in Berichten über das Death Valley gelesen hatte. Ganz im Gegenteil. Es war zwar angenehm warm, aber bei weitem nicht heiß. Davon abgesehen hatten wir ein wunderbares Licht, welches mich regelrecht zum Fotografieren aufforderte. Somit wurde unsere Fahrt durch die Wüste zur einmaligen Fototour.

Bildstrecke Death Valley Bildserie Death Valley – © Knut Hildebrandt

Kurz vor Sonnenuntergang kamen wir im Tal des Todes an. Bevor wir uns aber einen Schlafplatz suchen konnten, fuhr Andreas mit mir noch zu den Mesquite Flat Sand Dunes. Wie seinerzeit die Protagonisten der Star Wars Filme wanderten wir durch die sich sanft den Bergen entgegen schwingenden Dünen. Als die Sonne langsam hinter den Bergipfeln verschwand tauchte sie Himmel und Wolken in leuchtendes Rot. Jetzt wurde es auch langsam Zeit einen Ort zu finden, an dem wir unsere Zelte aufschlagen konnten.

Zum Abendessen kochten wir uns im Grocery Store von Randsburg gekaufte Bohnen. Wir stellten einfach unsere Dosen ins Feuer und aßen dann auch gleich aus diesen. Das erinnerte mich irgendwie an meine Vorstellungen vom Wilden Westen aus fernen Kindertagen. Fehlten eigentlich nur noch das Pferd und die Zigarette um das Werbeidyll einer großen Zigarettenmarke rund zu machen. Aber soweit gingen wir dann doch nicht. Denn zum Glück rauchen wir beide nicht.

Am nächsten Morgen begrüßte uns die Sonne am strahlend blauen Himmel. Beim schnell hinein geschaufelten Frühstück war es noch ziemlich frisch. Doch das sollte sich schnell ändern. Schon bald stand die Sonne hoch genug am Himmel, daß man ordentlich in Schwitzen kam. Deshalb zogen wir es dann auch vor, uns ein schattiges Plätzchen für unseren morgentlichen Kaffee zu suchen. Der Kaffee den wir eine knappe Stunde später schlürften, war der teuerste meiner ganzen Reise. Aber das hatte Andreas vorher angekündigt. Denn er fuhr mit mir ins Furnace Creek Resort, einer in den Dreißiger Jahren errichteten Nobelherberge mitten im Death Valley.

Bildstrecke Red Rock Canyon Bildserie Red Rock Canyon – © Knut Hildebrandt

Als sich Anfang des letzten Jahrhunderts der Bergbau im Tal nicht mehr so recht lohnte, kamen die Betreiber der Minen auf die grandiose Idee dieses als Touristenattraktion zu vermarkten. Man baute nicht nur das Luxushotel, sondern erfand auch gleich noch diverse Sehenswürdigkeiten. Einer der Väter des späteren Nationalparks hat sich dabei sogar mit Namen verewigt. Und spätestens seit Michelangelo Antonionis gleichnamigen Film dürfte der Zabriskie Point auch in Deutschland ein Begriff sein.

Von dem Aussichtspunkt in mitten der an sanft geschwungenen Dünen erinnernden Felsformation am Zabriskie Point ging es weiter zum tiefsten Punkt des Death Valley. Dieser befindet sich 86 Meter unter dem Meeresspiegel und trägt den bezeichnenden Namen Badwater Basin. Schlecht oder gar verunreinigt ist das Wasser hier nicht. Ungenießbar ist es aber trotzdem. Zumindest für den Menschen und dessen tierische Begleiter. In der Talsenke erstreckt sich nämlich ein Salzsee, der zum Großteil trocken lag, als wir kamen. Wie schon am Vorabend in den Dünen zog ich meine Schuhe aus und spazierte über die dünne, leicht prickelnde Salzschicht, bis diese allmählich in den Wüstensand überging.

Mittlerweile war es auch schon empfindlich heiß geworden und wir begannen langsam im Auto zu kochen. Es wurde Zeit dem Death Valley den Rücken zu kehren und uns auf den Weg zu unserem Tagesziel, Las Vegas, zu machen.

On the Strip

In Las Vegas kamen wir genau zum Einbruch der Dunkelheit an. Andreas nutzte die Gelegenheit und drehte noch eine kleine Runde durch die Stadt, um mir Downtown das alte Vergnügungsviertel zu zeigen. Dann ging es zum Luxor, unserem Hotel auf dem Strip. Andreas hatte darauf bestanden, daß wir hier eine Unterkunft nehmen. Und das war auch gut so. Denn der Strip ist das, was man landläufig unter Las Vegas versteht. Hier stehen der Eiffelturm und das Colloseum und natürlich auch das Luxor. Unser Hotel glich einer überdimensionialen Pyramide. Nah deren Spitze bezogen wir im 27en Stock Quartier. Von unserem Zimmer aus konnte wir auf die Skyline New Yorks blickten, welche sich hinter einer Disney-Kopie von Schloß Neuschwanstein den Strip entlang zog.

Bildstrecke The Strip Bildserie The Strip – © Knut Hildebrandt

Vom Luxor aus begannen wir Las Vegas zu erkunden. Ich weiß nicht wie viele Kilometer wir an diesem Abend gelaufen sind. Als wir wieder im Hotel ankamen, waren mehr als vier Stunden vergangen. Mir taten mittlerweile Augen und Ohren weh von dem viele bunten Geflimmer und der allgegenwärtigen Geräschkulisse. Auf unserer Wanderung den Strip hinab und zurück sind wir durch die Gassen Paris‘ gewandelt, haben den Gondoliere in Venedig bei der Arbeit zugeschaut und einen Vulkanausbruch miterleben dürfen. Und zwischendurch hieß es sich immer wieder der vielen Bauernfänger erwehren, die einem große Gewinne oder heiße Mädels versprachen. Mensch war ich froh, dem ganzen Trubel wieder entkommen zu sein und mit einem Bier auf meinem kingsize Bett auszuruhen.

Greyhound

Es stimmt schon wenn es heiß, in den Staaten kommt nur gut herum, wer ein eigenes Auto hat. Vor allem kleinere Orte oder entlegenere Gegenden erreicht man kaum ohne ein solches. Selbst entlang der I-5, welche zwischen kanadischer und der mexikanischer Grenze alle großen Städte an der Westküste verbindet, kann man nicht jeden Ort ohne Problem mit dem Bus erreichen. Es gibt nur wenige Unternehmen, die überhaupt längere Strecken bedienen. Und das tun sie dann auch nur zwei oder drei Mal am Tag.

Greyhound - 1 © Knut Hildebrandt

Allen bekannt dürften die silbernen Greyhound Busse sein. Sie galten lange Zeit als das Symbol für das Reisen in Amerika. Wer hat nicht schon mal in einem alten amerikanischen Film gesehen, wie eines dieser elegant wirkenden Gefährte einen imposanten Busbahnhof veräßt? Heutzutage sehen die Busse nicht nur anders aus als in den alten Tagen. Sie werden auch nur noch von wenigen genutzt. Eine Freundin meinte, mit dem Bus fahren nur Menschen, die kein Geld haben. Und dem entsprechend sieht auch der Service aus.

In Eugene war das Terminal nicht mehr als eine Tordurchfahrt mit angeschlossenem Wartesaal. Alles wirkte ziemlich abgenutzt und strahlte den Charme des Busbahnhofs eines mexikanischen Provinznests aus. Auch erinnerten meine Mitreisenden nicht im Entferntesten an das junge, hippe Studentenvolk, das Eugenes Straßen bevölkert. Der einzige im Saal mit guter Laune schien der Typ hinter dem Ticketschalter zu sein. In einem Fort texte er die Leute zu und riss Witze. Für jeden hatte er einen flotten Spruch auf Lager. Mich lobte er zur Belustigung aller dafür, daß ich in der Lage war mein Ticket richtig auszudrucken. Und das mit einem Zungenschlag, der es mir schwer fallen ließ, ihn überhaupt zu verstehen.

Greyhound - 3 © Knut Hildebrandt

Der Bus enttäuschte nicht weniger als das Terminal. Von der Eleganz vergangener Tage war nichts mehr zu verspüren. Zwar bog keiner der Busse aus den alten Filmen in die Toreinfahrt ein, seine besten Tage hatte dieser allerdings auch schon vor langer Zeit gesehen. In Mexiko hätte er gut und gerne einen Zweite-Klasse-Bus abgegeben können. Auch trotz des zum Teil erheblichen Sparpotentials gegenüber den besseren Buslinien fahre ich dort aber kaum noch zweite Klasse. Die oftmals von den anderen Linien ausgemusterten Gefährte sind nämlich nicht wirklich zuverlässig und brechen gerne mal auf der Strecke zusammen. Ich hoffe, daß Greyhound zumindest in diesem Punkt etwas besser als die billigen Mexikaner abschneidet.

Was mir ebenfalls nicht so wirkliche passen wollte war der Umstand, daß es keine Nachtbusse gibt. Im besten Fall konnte ich am frühen Morgen abfahren oder spät am Abend ankommen. Die sieben Stunden Fahrt einfach des nachts im Bus durch zu schlafen war leider nicht möglich. Ich zog es dann vor, zu einiger Maßen angenehmer Zeit am späten Vormittag die Reise anzutreten. Und das sollte sich als glücklicher Umstand heraus stellen. Denn so verschlief ich nicht die atemberaubende Landschaft, durch die wir gen Süden fuhren.

Greyhound - 4 © Knut Hildebrandt

Um so weiter wir uns in Richtung Kalifornien vor arbeiteten, umso mehr erinnerte mich alles an Mexiko. Der Highway schlängelte sich entlang endloser Flußtäler durch die Berge. Nicht selten teilte er sich. Während eine Spur sich nah am Fluß an den Berg schmiegte, zog sich die andere Dutzende Meter weiter oben ihn entlang. Mit jedem gefahrenen Kilometer wurde die Landschaft trockener. Und irgendwann tauchte am Horizont ein schneebedeckter Kegel auf, Mount Shasta, der einem ganzen County, mehreren Orten und nicht zuletzt einem riesigen Staudamm seinen Namen gab. Jetzt war es nicht mehr weit bis zum Ziel. Redding lag gerade mal fünfzig Meilen südlich des Vulkans.

Pogo in Portland

Bildstrecke Portland Bildserie Portland – © Knut Hildebrandt

Seit zwei Tagen bin ich in Portland. Der Trip hierher war in zweierlei Hinsicht ein Novum. Ich bin nicht, wie üblich, mit dem Bus gefahren, sondern habe mir über craigslist.com eine Mitfahrgelegenheit gesucht. Und hier in Portland habe ich meine ersten Übernachtungen als Couchsurfer. Beides ließ sich allerdings etwas schwierig an. Nachdem Bill, mein Gastgeber, recht schnell auf meine Anfrage reagiert und zugesagt hattet, hörte ich bis zur Abfahrt aus Seattle nichts mehr von ihm. Ich hatte weder eine Telefonnummer noch kannte ich seine Adresse. Diese erfuhr ich erst, als ich auf der Fahrt nach Portland noch einmal meine Mail checkte. Aber auch die Fahrt selbst wäre fast nicht zustande gekommen. Ich war schon am Losgehen, als eine knappe halbe Stunde nach dem verabredeten Zeitpunkt Zach auftauchte. Auch von ihm hatte ich nichts außer einer Mailadresse, sodaß ich nicht einmal anrufen konnte, um nachzufragen, ob und wann er auftauchen würde.

Trotz der Anlaufschwierigkeiten war sowohl die Fahrt mit Zach, als auch der der Aufenthalt bei Bill großartig. Zach arbeitet in der Musikbranche und Bill hat in den Achtzigern die Musikszene in London und Berlin erkundet. Mit beiden gab es jede Menge zu erzählen. Mit Bill habe ich einen Abend noch alte Musikvideos aus den Achtzigern und Neunzigern gesehen. Er hat mir seine Favoriten gezeigt und ich ihm meine.

Bildstrecke Alberta Street Bildserie Alberta Street – © Knut Hildebrandt

Nur gut zwanzig Blocks nördlich von Bills Haus befindet sich Alberta Street. Umgeben von einem Meer an farbenfrohen Holzhäusern, die meisten Anfang des letzten Jahrhunderts gebaut, zieht sie sich über fünfzig Blocks von Ost nach West. Am westlichen Ende unterscheidet sich Alberta Street kaum von den sie umgebenen Wohngebieten. Abgesehen vom etwas höheren Verkehrsaufkommen fielen mir nur die kleine Pumpstation der Gaswerke, eine Schule und eine Kirche auf.

Ein ganz anderes Bild bietet sich allerdings auf den letzten gut zwanzig Blocks. Hier findet der Besucher eine bunte Mischung an Boutiquen, Galerien, Geschäften und Restaurants. Es gibt etwas für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel. Nur wenige Türen vom Öko-Supermarkt hat ein mexikanischer Tante-Emma-Laden bis spät in die Nacht geöffnete. Gleich neben einem noblen Restaurant kann man sich in einem kleinen Coffeeshop bei cooler Musik durch die umfangreiche Kaffeeauswahl probieren oder zur Happyhour schon mal den Abend mit einem ersten Bier einläuten.

Bildstrecke North East Bildserie North East Portland – © Knut Hildebrandt

Bereits als wir von Seattle kommend in die Stadt fuhren fiel mir die Straße auf. Nicht nur daß hier viel mehr und vor allem junge Leute unterwegs waren. Auch gab es jede Menge Graffiti. Die Fassaden einiger Häuser sahen aus wie riesige Wandbilder. Natürlich mußte ich diese Gegend genauer erkunden. Als ich das kurz nach meiner Ankunft Bill gegenüber erwähnte, war sofort entschieden, daß wir noch mal los ziehen, Alberta Street einen abendlichen Besuch abstatten.

Nach knapp zwanzig Minuten Fußmarsch waren wir endlich da. Da Bill den ganzen Tag im Keller eines Freundes mit Bier brauen verbracht hatte, war er recht hungrig. Deshalb schlug er vor, erst einmal an einem der Foodcarts einen Snack zu sich zu nehmen. Foodcarts findet man an fast jeder Straßenecke in Portland. Es sind fahrbare Imbisse, an denen es gut und günstig zu essen gibt.

Bildstrecke Willamette Bildserie Willamette River – © Knut Hildebrandt

Nachdem der größte Hunger mit ein paar Empanadas gestillt worden war, wollte Bill unbedingt zu einen Eisladen mit dem interessanten Namen „Salt & Straw“. Daß dieser etwas besonderes ist, ließ schon die lange Schlange davor vermuten. Wir brauchten mehr als eine viertel Stunde, bevor endlich die Reihe an uns war. Das lag vor allem daran, weil niemand einfach nur ein Eis bestellte. Die Leute hinter der Theke reichten jedem Kunden erst einmal kleine Löffel mit Samples so ausgefallener Eissorten wie „Pfeffer-Marmelade“, „Geröstete Feige“ oder „Apple Pie“. Erst wer das alles gekostet hatte, konnte entscheiden was das Herz wirklich begehrt.

Während wir noch geduldig darauf warteten uns auch durch das exotische Angebot probieren zu dürfen, fiel mir ein Laden auf der anderen Straßenseite auf. Aus diesem dröhnte laute Musik. Davor standen dutzende Leute im schwarzen Klamotten und unterhielten sich bei einer Kippe. Mich interessierte allerdings eher, was drinnen abging. Also schob ich mich am Türsteher vorbei in das Innere des Klubs.

Bildstrecke Downtown Bildserie Downtown – © Knut Hildebrandt

Der Laden hätte auch gut irgendwo in Berlin sein können. Er erinnerte ein wenig an ehemalige Besetzerkneipen. Es war dunkel drinnen und alles sah etwas abgenutzt aber gemütlich aus. Einzig die riesigen Monitore über der Bar paßten nicht so ganz ins Bild.

Durch einen Vorhang von der eigentlichen Kneipe abgetrennt gab es einen zweiten Raum. Aus diesem ertönte ohrenbetäubender Lärm. Eine Hardcoreband tobte sich gerade aus. Als ich den Einlasser fragte, wer noch so spielen würde, meinte er, daß es so ähnlich weiter ginge. Das war leider nicht so ganz nach meinem Geschmack. Doch zum Glück sollte es am nächsten Abend wieder ein Konzert geben. Dann würden vier Punkbands auftreten.

Bildstrecke Burnside Skater Bildserie Burnside Skate Park – © Knut Hildebrandt

Also machten wir uns auch am folgenden Abend auf den Weg zum „The Know“ in der Alberta Street. Als wir dort gegen halb zehn aufschlugen war gerade die dritte Band dabei auf die Bühne zu steigen. Und sofort ging es ab. Allerdings nur dort oben. Denn das Publikum stand wie angewurzelt herum, nippte am Bier und schwätzte ein wenig. Niemand außer mir wollte sich so recht bewegen. Und somit durfte ich ganz alleine zwischen den viele hippen, jungen Menschen herum pogen. Offensichtlich schien die letzte Band dann Mitleid mit mir zu haben. Den die Sängerin und ihr Kompagnon kamen von der Bühne und sprangen ebenfalls, wild schreiend, durch die lahme Menge.

Vancouver zu zweit

Ich musste zwar ein Weilchen auf Tyler warten, der erstens ein Stündchen später los kam als geplant und sich dann auch noch in Vancouver verfahren hatte. Trotzdem war dieser Dienstag der beste Tag meines bisherigen Trips. Es gibt einfach Menschen mit denen macht es Klick und man weiß gar nicht mehr wo aufhören mit dem Erzählen. Tyler ist einer von diesen.

Bildstrecke Vancouver Bildserie Vancouver – © Knut Hildebrandt

Kaum saßen wir im Auto Richtung Downtown plauderten wir auch schon munter über Gott und die Welt, den chaotischen Verkehr in den Staaten, die kleinen Unterschiede zwischen dort und Kanada, sowie die vielen Dinge, die unsere Augen auf der Fahrt streiften. Und wieder einmal bestätigte sich meine Auffassung, daß Reisen viel mehr Spaß macht, wenn man jemanden vor Ort kennt. Der Zugang zu einem Land, einem Ort wird so viel direkter, als wenn man auf sich selbst gestellt mit dem Reiseführer durch die Gegend stolpert.

Der Tag ging im Wesentlichen weiter, wie er um die Mittagszeit herum begonnen hat. Wir suchten uns eine billige Bleibe in Downtown Vancouver und machten erst einmal Halt in dem zum Hostel gehörenden Pub. Was eigentlich nur eine kurze Mittagspause werden sollte, artete in einer längeren Sitzung aus. Es gab ja so viel zu erzählen und Tyler weihte mich auch gleich in Besonderheiten der örtlichen Braukunst ein. Natürlich ging das nicht ohne auch einige der angepriesenen Bierspezialitäten zu probieren.

Nur am Rande sei erwähnt, daß mich am meisten eine Biersorte begeistert hat, die sich Indian Pale Ale (IPA) nennt. Diese wurde von den Engländern zu Kolonialzeiten erfunden, um das Bier haltbarer für die weite Reise in die Überseegebiete zu machen. Der Trick war eine doppelte bzw. dreifache Ladung Hopfen zum Einsatz zu bringen, was dem Gerstensaft eine angenehme Herbe verleiht.

Bildstrecke Stanley Park Bildserie Stanley Park – © Knut Hildebrandt

Überhaupt muß Washington, wo Tyler in der Nähe von Seattle lebt, ein Paradies für Bierliebhaber sein. Nicht nur daß dort der angeblich beste Hopfen der Welt angebaut wird, es gibt wohl auch die weltweit höchste Dichte an kleinen Brauereien in diesem US-Staat. Allein in Seattle sollen mehrere Dutzend dieser Microbreweries existieren. Ich bin mal gespannt was mich erwartet, wenn wir zum Wochenende gemeinsam rüber fahren.

Um nicht den ganzen Tag im Pub zu verbringen, rissen wir und nach dem zweiten Bier los und fingen an die Umgebung zu erkunden. Unser Hostel befindet sich in der Cambie Street zwischen Hastings Street und Cordova Street. Es liegt in unmittelbarer Nähe von Gastown, einem recht noblen aber auch sehr pittoresken Viertel mit vielen nicht ganz billigen Geschäften und Restaurants. Und nur wenige Blocks entfernt ist Chinatown, das wiederum eine Welt für sich darstellt. Unser Ausflug führte uns aber erst einmal in die Hastings Street, die in der Nähe des Victory Park einen schon recht gewöhnungsbedürftigen Eindruck macht.

Schon am ersten Abend sind mir die vielen komischen Gestalten dort aufgefallen. Viele sahen aus wie der Tod auf Latschen, waren abgemagert, konnten sich kaum auf den Beinen halten und wankten wie besoffen durch die Gegend. Als ich das erwähnte erzählte Tyler sofort, daß dieser Teil der Hastings Street weltbekannt für seine Drogenszene sei. Hier gibt es auch einen Headshop und ein Marihuana Cafe. Sogar die Hotels waren dem Publikum entsprechend. Denn nicht jedes, das sich als ein solches nach außen hin ausgab war auch eins. Einige von ihnen waren staatlich geförderte Unterkünfte für Menschen mit geringem bzw. keinem Einkommen.

Bildstrecke Chinatown Bildserie Chinatown – © Knut Hildebrandt

Während es zu dämmern anfing wanderten wir durch Chinatown und gingen noch, kurz bevor diese schlossen, in das eine oder andere Geschäft. Was für ein Anblick, welch eine Geruchsvielfalt bot sich uns dort. Nichts erinnerte an die mir vertrauten Supermärkte oder Eckläden. Es fiel oft sogar schwer herauszufinden, was einem zum Kauf angeboten wurde. Alle Beschriftungen waren auf Chinesisch und selten gab es eine englische Übersetzung.

Ich habe es aber trotzdem gewagt etwas zu kaufen und neben etwas Obst ein Glas mit eingelegtem Tofu erstanden. Das Ganze sah von außen wie Feta in Öl aus, welcher ja einen ganz netten Snack abgibt. Um so größer war die Überraschung, als ich das Glas öffnete. Allein der Geruch lies schon nicht viel Gutes erahnen. Und das Zeug hatte einen so eigenwilligen und dabei intensiven Geschmack, daß selbst Tyler meinte, daß es einzig in vorsichtiger Dosierung zum Kochen geeignet sei.

Am Abend sind wir bei meinem Lieblings-Äthiopier eingekehrt und haben uns eine vegetarische Platte bestellt. Hatte damit gerechnet, daß es die doppelte Portion wäre von den an sich schon riesigen Tellern. Was kam war mindestens das dreifache, sodaß wir beide völlig überfressen unseren kurzen Pub Crawl auf der Hastins Street antraten. Nachdem wir einen Drink in einer der dortigen Bars genommen hatten sind wir noch mal kurz in die Bar des Hostels, die sich als überaus populär heraus stellte.

Bildstrecke Grouse Mountain Bildserie Grouse Mointain – © Knut Hildebrandt

Obwohl es Dienstag Abend war, war der Laden brechend voll. Lautstark unterhielten sich Dutzende junger Leute, die mit fortschreitender Zeit immer kindischer wurden. Um dem Ganzen noch eins drauf zu setzen, wurde später am Abend Beer Pop gespielt. Bei dem Spiel treten zwei Mannschaften gegeneinander an. Ziel ist es auf gut zwei Meter Entfernung einen Tischtennisball in eines von mehreren Biergläsern der gegnerischen Mannschaft zu werfen. So man trifft müssen die Kontrahenten ihr Glas austrinken.

Ankunft mit Hindernissen

Ich hoffe mal, daß es mit diesem Trip nicht ganz so schräg weiter geht, wie er anfing. Allerdings hätte das natürlich auch seinen Vorteil, es gäbe dann immer etwas Lustiges zu berichten.

Ankunft - 1 © Knut Hildebrandt

Alles begann mit einem kleinen Problem. Mein Flieger sollte kurz vor sieben in Tegel abheben. Das ist natürlich nicht gerade eine Zeit zu der ich bereits hellwach durch die Gegend stolpre, geschweige denn schon ewig durch die Stadt gegondelt sein will. Wider besseren Wissens bin ich aber nicht früh ins Bett gegangen, sondern hing noch mit Freunden bis gegen Mitternacht in einer meiner Lieblingskneipen ab. Würde ja so bald nicht mehr dort einkehren können.

Die Chancen noch ausreichend Nachtschlaf vor der Abreise zu bekommen waren somit schon arg gesunken. Erschwerend kam hinzu, daß ich zwar alles, was mit mir auf die Reise gehen sollte, be­reits heraus gesucht hatte, es aber in einem riesigen Haufen neben dem leeren Rucksack auf dem Wohnzimmerboden lag. Da warteten bestimmt noch eine Stunde Packorgie und Aufräumarbeiten auf mich, die natürlich von meinem bitter benötigten Schlaf abgehen würde.

Ankunft - 2 © Knut Hildebrandt

„Was tun?“ fragte schon vor geraumer Zeit ein großer Gelehrter, als er vor ähnlich bedeutsamen Problemen stand. Nach getaner Arbeit mich schlafen zu legen war der Garant dafür, daß ich den Flieger verpasse. Ich mußte irgendwie sicher stellen, daß ich trotz der kurzen Nacht rechtzeitig wie­der hoch komme. Das einzige was mir einfiel, war gar nicht ins Bett zu gehen. So haute ich mich bei hell erleuchtetem Zimmer und voll aufgedrehtem Radio für ein Stündchen auf die Couch und stürzte mich danach in die Arbeit.

Und es hat geklappt, allerdings mit noch nicht absehbaren Folgen. Rechtzeitig mit den letzten Handgriffen fertig geworden, verließ ich noch vor der angepeilten Zeit das Haus. In Tegel mußte dann sogar noch ein paar Minuten warten, bevor ich endlich einsteigen konnte.

Ankunft - 3 © Knut Hildebrandt

Der Flug an sich verlief problemlos. Alle Anschlüsse klappten super und auch in Vancouver fand ich Dank Matthias‘ Tipps ohne Probleme den Weg zum Hafen, wo ich die letzte Fähre bekommen mußte. Mein Ziel war nämlich Pender Island, wo ein Freund ein Blockhaus sein Eigen nennt, in dem ich die ersten Tage nach meiner Ankunft verbringen wollte.

Was allerdings nicht so recht klappen wollte, war das Nachholen des verpaßten Nachtschlafes, denn wir flogen ja der Sonne hinterher. Und das sollte zu einem ersten Mißgeschick führen. Denn so rich­tig wollte es mir nicht gelingen mich auf der Fähre wach zu halten. Zu Hause in Berlin mußte ja mittlerweile bereits die Sonne aufgegangen sein und ich fühlte mich der dortigen Zeit noch mehr verbunden, als den hiesigen frühen Abendstunden. Fakt ist, ich muß irgendwie eingenickt sein und wurde von einer netten Stewardess erst kurz vor Ankunft im Hafen geweckt.

Ankunft - 4 © Knut Hildebrandt

„Geschafft“ dachte ich in der Hoffnung, daß Matthias mich abholen und wir dann noch gemütlich zusammen in seinem Haus plauschen würden. Nur war kein Matthias weit und breit zu sehen. Auch verschwanden die wenigen anderen Passagiere die mit mir hier angekommen waren nach und nach. Also fragte ich noch schnell jemanden, wie ich vom Hafen am besten weg komme. Nicht wenig er­staunt war ich dann allerdings, als man mir sagte, daß ich gar nicht auf Pender sei. Da hätte ich beim letzten Stopp, den ich offensichtlich völlig verschlafen hatte, aussteigen müssen. Na was für eine Überraschung.

Bereit in meinem Zelt am Strand zu nächtigen fragte ich im Terminal noch kurz nach der nächsten Fähre Richtung Pender. Diese sollte am folgenden Morgen gegen sechs gehen. Das würde es nicht ge­rade leicht machen, sie zu bekommen. Erst recht nicht, wenn ich irgendwo am Strand liege. Dies schien auch die nette Frau von der Fährkompagnie so zu sehen. Deshalb schloß sie mir den Warteraum wieder auf, wo ich für eine Nacht meinen Schlafsack ausrollen durfte. Lohn für die etwas ungemütliche Übernachtung war eine wunderschöne Überfahrt nach Pender Island in den frühen Stunden des nächsten Morgen.